Kapitel vier: Bei den Schülern des Lehrers des Lehrers
 
 
 
 

Am Flughafen in Kairo marschierte eine Kompanie weißuniformierter Soldaten vor dem Flugzeug auf und alle Passagiere wurden durchsucht. Dann erst durften wir in den Bus zum Abfertigungsgebäude. Das Visum bekam ich hier; ich mußte für ein Monat hundertfünfzig Dollar in hundertzwanzig ägyptische Pfund umtauschen; der Schwarzmarktkurs war zu der Zeit etwa eins zu eins, wie ich später erfuhr. Die Fahrt in die Stadt mit dem Autobus ging völlig problemlos.

Ich wollte sofort zum Haus der Ahmedia Tarieqa. Ein Medizinstudent, mit dem ich an der Endstation des ersten Busses sprach, fuhr die selbe Strecke und er kannte sogar das Gebäude neben der Hussein-Moschee. Er führte mich auch gleich bis vor die Haustür, obwohl er bis zur letzten Sekunde immer Bedenken hatte, ob auch um diese Zeit noch jemand da sein würde oder ob ich mir nicht besser zuerst ein Hotel suchen sollte.

Im ersten Stock des Gebäudes zeigte mir ein beleuchtetes Schild den Eingang. Ein freundlich aussehender großer fetter junger Mann saß hinter einem alten Schreibtisch und unterhielt sich mit einem anderen, als ich durch die offene Tür eintrat.

"Yes?" fragte er, als er mich sah,

"Ist das das Haus der Ahmedia Tarieqa?" fragte ich,

"Ja, was kann ich für dich tun?"

"Ich möchte die Tarieqa kennenlernen", sagte ich.

"Wie kommst du darauf?" fragte er in einem etwas mißtrauischen Ton. Und sein Mißtrauen hielt an, während ich meine Geschichte mit Scheich Soltan Ali erzählte. Er fragte mich nach Namen von Leuten und ich hatte das Gefühl, er wollte überprüfen, ob ich wirklich für mich selbst etwas wissen wollte oder ob ich ein Journalist war, der etwas über Scheich Soltan Ali erfahren wollte. Er übersetzte immer das, was ich sagte, dem anderen, mit dem er zuvor gesprochen hatte. Erst als wir über die Vorzüge des Islam sprachen, verschwand sein Mißtrauen, obwohl ich nicht immer einer Meinung mit ihm war.

Dann kam einer, der mir als ein Englischlehrer vorgestellt wurde und ich versuchte, mich mit ihm zu unterhalten, aber es war sehr schwierig, denn sein Englisch war erbärmlich. Er mußte vor jedem Wort nachdenken und seine Aussprache war kaum zu verstehen. Ich konnte es gar nicht glauben, daß das ein Englischlehrer sein konnte. Erst als er mir sagte, daß er nur sechzig Pfund im Monat verdiente, wunderte ich mich nicht mehr. Ich muß wohl der erste gewesen sein, mit dem er eine englische Konversation geführt hat.

Nach einer Weile kam ein junger Sudanese und damit war das Verständigungsproblem gelöst. Schäsuli fragte mich gleich:

"Kennst du Erwin?" Erst verstand ich den Namen nicht, erst als er sagte "Erwin und Otto aus Deutschland", wußte ich, von wem er sprach. Die beiden hatte ich ja schon in der Steiermark kennengelernt, "Sie sind meine Freunde", sagte Schäsuli.

"Wieso kennst du die?" fragte ich

"Vor einem Monat ungefähr waren sie hier."

"Sie waren hier in Kairo?" Und ich hatte gedacht, ich wäre der erste hier. Aber seit dem Tod von Scheich Soltan Ali waren nun ja schon zwei Monate vergangen.

"Erwin und Otto haben die Tarieqa genommen und sie sind sehr glücklich mit dem Islam", sagte Schäsuli,

Gegen Mitternacht führte mich Schäsuli in ein kleines Hotel in der Nähe. "Wenn du etwas brauchst, erinnere dich, ich bin dein Freund, weil du ein Freund von Erwin und Otto bist. Und komm morgen gleich am Morgen wieder. Wir werden dann Scheich Ghafar anrufen und du kannst mit ihm sprechen."

Der Weg zum Hotel war ein kleiner Schock für mich: Im Dunklen ging es zwischen riesigen Schlammpfützen durch einen chaotischen Hinterhof, aber das Zimmer war in Ordnung. Nur die sanitären Anlagen waren ein Problem. Im Klo funktionierte die Spülung nicht und in der Dusche gab es nur kaltes Wasser. Aber das Bett war sauber und ich schlief ausgezeichnet.

Am Morgen lud mich Scheich Ghafar ein, ihn am Nachmittag zu besuchen. Schäsuli sollte mich hinbringen.

"Deutsch?" fragte einer hinter mir, als ich gerade den Hörer auflegte.

"Austria", sagte ich,

"Ah, Austuria. Aber Sie sprechen deutsch?"

"Ja."

"Guten Morgen. Ich Hassan. Wie geht es Ihnen?"

Hassan war ein Bruder der Tarieqa. Er hatte ein Parfümgeschäft in der Stadt. Die paar Brocken deutsch hatte er von seinen Kunden gelernt, aber sein Englisch war besser.

"Kommst du mit mir in mein Geschäft?" fragte er. "Dabei kann ich dir auch die Stadt zeigen."

Bis zum Besuch bei Scheich Ghafar war noch viel Zeit, daher stimmte ich zu.

"Zuerst wollen wir Herrn Hussein besuchen", sagte er, als wir die Treppen hinuntergingen.

Als wir über die Umrandung des Eingangs zur Moschee stiegen, wo man die Schuhe ausziehen muß, kam gleich jemand auf mich zu und deutete mir, daß ich hier nichts zu suchen hätte. Aber Hassan sagte etwas zu ihm, von dem ich nur das Wort "muslim" verstand, bei dem er auf mich zeigte. Der andere behielt zwar seine mißtrauische Miene, aber er ließ mich passieren. Hinter dem Eingangstor nahm Hassan mir meine Schuhe ab und gab sie einem Mann, der hinter einem Tresen stand. Der ordnete die Schuhe in ein Regal ein und gab Hassan dafür Nummern. Auch der Türhüter musterte mich kritisch, versuchte aber dann zu lächeln.

Wir standen nun in einer Halle, die aber nur ein kleiner Teil der Moschee sein konnte. Zwei Tore führten in einen dunkleren Raum. An der Türschwelle warf Hassan sich nieder und küßte den Boden. Dann stand er auf und küßte das Tor und wir traten ein. In der Mitte des Raumes stand hier ein riesiger silberner Schrein, umgeben von einem verchromten Zaun, an dem Leute standen und beteten. Andere gingen langsam um den Schrein herum. An den Ecken des Zauns standen größere verchromte säulenartige Pfosten und Hassan ging gleich auf den ersten zu, umarmte und küßte ihn und sprach ein kurzes Gebet, während dessen er seine Hände auf den Kopf der Säule legte. Wir gingen dann bis zur Mitte der ersten Seite und blieben stehen. Hassan ließ seine Unterarme auf dem Zaun aufliegen und öffnete seine Handflächen nach oben, während er weitere Gebete sprach. Ich stand neben ihm und schaute auf den Schrein. Er war gebaut wie ein Lustpavillon in einem Garten, mit schönen gedrechselten Gittern, durch die man einen schön fournierten Kasten sehen konnte, der wohl den Sarg mit dem Körper des Heiligen enthalten mußte. Der wunderschöne äußere Sarg war von einer Plastikfolie geschützt, der pavillonartige Schrein und auch die Gitter waren ganz mit Silber überzogen.

"Das ist Hussein, der Enkel des Propheten", sagte Hassan. "Sprich mit ihm, sag ihm, daß er dir helfen soll, deinen Weg zu finden."

Wie ich es von der katholischen Kirche her gewohnt war, versuchte ich nun dem Heiligen zu sagen, was ich hier wollte, aber die ganze Szene hier kam mir nicht ganz geheuer vor. Diese übertriebene Devotion ekelte mich an, aber der orientalische Zauber, der über allem lag, hob diese Wirkung wieder auf. Wir gingen nun langsam um den Schrein herum. Bei jeder Säule machte Hassan halt, küßte sie, umarmte sie, als wäre es ein Mensch und ging dann weiter zur Mitte, wo er eine zeitlang stehenblieb, bevor wir zur nächsten Säule gingen.

Plötzlich drangen aus dem Raum, durch den wir hereingekommen waren, schrille Schreie zu uns, wie das Kriegsgeheul, das wir als Kinder beim Indianerspielen immer angestimmt haben, und ein Schwall von schwarzgekleideten Frauen ergoß sich in das Heiligtum. Gleichzeitig wurden ärgerliche Befehle laut, die von einen schwarzuniformierten Wächter kamen, der mit seinem Stock drohend auf einen hölzernen Kasten hinter dem Zaun schlug, vermutlich einem Opferstock, und wild fuchtelnd und schreiend den ungestümen Strom zu kanalisieren versuchte. Wir waren gerade an der Stirnseite der Grabkammer, an der einige Leute auf dem Boden saßen und beteten. Hassan deutete mir, wir sollten uns auch setzen. Wieder ertönte das gellende Geheul und ich sah, daß die Frauen den Rhythmus nicht wie wir Kinder mit der Hand, sondern mit der Zunge erzeugten. Das Geheul schien den Wächter rasend zu machen, wieder schlug er mit dem Stock auf den Kasten und schwang ihn dann so gegen die Frauen, daß ich glaubte, beim nächsten Laut von ihnen würde er sie verprügeln. Aber die Frauen ließen sich kaum beeindrucken. Wie bei Kindern in der Schule, die gerade etwas Verbotenes gewagt hatten, sah ich bei einigen ein verschmitztes Lächeln übers Gesicht huschen, während sie, ohne den Wächter auch nur eines Blickes zu würdigen, weitergingen. Einige hatten Kinder auf dem Arm, manche trugen riesige Einkaufstaschen und viele steckten Geld in die Opferkästen. Als die ersten das zweite Tor in den anderen Raum erreicht hatten, lief der Wächter vor und sorgte dafür, daß die Frauen das Grab gleich wieder verließen. Nach einer Weile war der Strom verebbt, nur noch einzelne betraten die Grabkammer und gingen wie wir zuvor um den Schrein herum. Manche blieben lange an den Eckpfosten des Zaunes stehen und liebkosten die etwa kopfgroße Kugel, die die Säule abschloß, als wären sie bei ihrer Geliebten.

Über dem Schrein erhob sich eine herrlich bemalte Kuppel; die Wände waren unten mit Marmor verkleidet, oben mit wunderschönen, in dunklen Farben gehaltenen Mustern verziert. Der Boden war mit einem dicken grünen Teppich ausgelegt. Typische orientalische Lichter hingen von der Decke und tauchten den Raum in einen gedämpft hellen, geradezu mystischen Schein.

Ein Wasserträger kam und Hassan deutete ihm, mir einen Becher einzuschenken. Aus einem herrlich verzierten ledernen Schlauch füllte der Mann einen Messingbecher und gab ihn mir. Das Wasser bewegte sich noch, als ich den Becher erhielt und sah aus wie ein flüssiger Kristall. Ein feiner Duft strömte in meine Nase, als ich zum Trinken ansetzte und mein Gehirn war wie elektrisiert, als ich den märchenhaften Geschmack dieses Wassers im Mund spürte.

Hassan gab dem Mann einige Münzen und deutete mir, ihm zu folgen. Ohne dem Schrein den Rücken zuzuwenden ging er zum Ausgang. Wieder küßte er die Türschwelle und winkte dem Heiligen zum Abschied zu. Dann holten wir unsere Schuhe und gingen über den großen Platz vor der Moschee zur Bushaltestelle an der Al Azhar Straße.

Das Betreten der Straße war wie das Erwachen aus einem Traum. Aus der Zeitlosigkeit dieses Heiligtums waren wir ins Gehetze der Großstadt getreten. Und als der Bus kam, mußten wir kämpfen, um hineinzukommen. Irgendwo stiegen wir dann aus und Hassan lief vor mir her durch eine mit parkenden Autos überfüllte Straße. An einem Fenster blieb er plötzlich stehen und erklärte mir, daß da drin ein Heiliger liege. Er hob seine Hände und sprach ein Gebet, dann führte er mich weiter in sein Geschäft.

Eine Duftwolke schwebte schon vor dem Eingang und hob mich in eine andere Sphäre, während ich eintrat. Ringsum in Regalen standen die Essenzen ägyptischer Blumen und andere Duftstoffe. An einem Schreibtisch saß ein etwas älterer Mann mit entschlossenen Gesichtszügen.

"Mein Bruder", sagte Hassan und bot mir einen Platz an. "Magst du lieber Tee oder Kaffee?" fragte er.

Ich wollte Kaffee. Hassan verschwand und kam bald wieder mit zwei Tassen türkischem Kaffee. Wir rauchten eine Zigarette, dann tischte er die Gerüche vor mir auf, bis ich nicht mehr wußte, was was war. Am besten fand ich Moschus und Amber. Ich nahm davon einiges und auch von einigen Blumenessenzen und ehe ich michs versah, hatte ich sechzig Dollar ausgegeben.

"Geld spielt keine Rolle", sagte Hassan immer wieder, "du bist mein Bruder in der Tarieqa." Aber gerade durch seine Beteuerungen bildete sich in mir langsam der Verdacht, Hassan könnte mich übers Ohr gehauen haben, obwohl ich wußte, daß echte Blumenessenzen sehr teuer waren. Aber die Düfte waren sehr gut. Sie waren am nächsten Tag noch zu riechen an den Stellen, an denen er sie mir aufgetragen hatte. Hassan ging dann und besorgte mir einen Stadtplan, mithilfe dessen ich in den folgenden Tagen und Wochen die Stadt erforschte.

Ich ging auch gleich zu Fuß nach Hause, nachdem Hassan mir den Weg in etwa beschrieben hatte. Leider konnte er ihn mir auf dem Stadtplan nicht zeigen, dann er konnte sich darauf überhaupt nicht orientieren.

Es war ein sehr windiger Tag und in manchen Straßen gab es einen regelrechten Sandsturm, der die Luft undurchsichtig machte wie Nebel. Ich mußte einigemale nach dem Weg fragen, bevor ich in die Al Azhar Straße kam, von der aus wir mit dem Bus weggefahren waren. Alle reagierten sehr freundlich, als ich um den Weg zur Hussein-Moschee fragte. Erst später ist es mir aufgefallen, warum das wahrscheinlich so war. Touristen fragen nie nach der Hussein-Moschee und sie war auf meinem Stadtplan gar nicht eingezeichnet, obwohl es, wie ich später erfuhr, die größte Moschee in Kairo ist und das größte islamische Heiligtum westlich des Roten Meeres. Daher wurde ich sofort als Moslem eingestuft. Vor der Azhar-Moschee, die jeder Stadtplan verzeichnet, stand damals noch eine Fußgängerbrücke über die Azhar Straße zu dem Platz vor der Hussein Moschee. Neben der Brücke sah ich, daß an einem Stand Leber gebraten wurde. Da ich hungrig war, stellte ich mich an. Ein Ägypter, der vor mir an der Reihe war, bestellte für mich ein Lebersandwich. Dann fragte er mich, ob ich Haschisch rauchen wollte. Aber ich wollte später Scheich Ghafar besuchen, daher lehnte ich dankend ab.
 
 

Im Haus dar Tarieqa traf ich Schäsuli wieder. Er brachte mich am späteren Nachmittag per Taxi in die Wohnung von Scheich Ghafar. Man servierte uns Tee, aber Scheich Ghafar erschien erst um sieben. Ich hatte ihn schon in Hamburg gesehen, aber dort hatte er einen Anzug getragen und als er nun kam, mit Galabia und Turban, hätte ich ihn beinahe nicht erkannt. Ich hatte ihn viel kleiner in Erinnerung, aber jetzt machte er einen sehr starken Eindruck auf mich. Er war sehr freundlich, überhaupt nicht distanziert und auch nicht umgeben von dieser hündischen Ehrerbietung, die mir bei Scheich Muzaffer Ozak in Istanbul so an die Nerven gegangen war. Seine Gestalt und sein Auftreten allein vermittelten den Respekt, der ihm entgegengebracht wurde ohne jede künstliche Distanz. Es war ähnlich wie mit Scheich Soltan Ali. Wir redeten im großen und ganzen über Belanglosigkeiten. Ich sagte ihm, daß ich die Tarieqa kennenlernen möchte und er lud mich ein, im Haus der Tarieqa zu wohnen, statt im Hotel.

Es war Donnerstag, der Tag der "Hadra", wie hier das Dhikr genannt wurde, und wir fuhren anschließend gleich zur El Hussein Moschee. Die Hadra fand in dem Raum statt, durch den ich am Vormittag mit Hassan die Moschee betreten hatte. Alle stellten sich wie beim Militär in Reihen auf und zwar so, daß sie auf den Gang schauten, der zwischen der Tür zum Schrein auf der einen und der Gruppe der Sänger um den Scheich auf der anderen Seite frei gehalten wurde. Meiner Schätzung nach waren es etwa tausend Leute, die da dicht aneinandergedrängt standen und in einem gemeinsamen Rhythmus hin und her schwangen und dabei den Namen "Allah" auf eine Weise ausstießen, die die mächtigen Mauern der Moschee erzittern ließ. Einige male fürchtete ich die Moschee könnte über uns zusammenbrechen. Die Stimmung hier war ganz anders als in Istanbul, am ehesten schien sie mir vergleichbar mit der im Stadion beim Finale der Fußballweltmeisterschaft. Ich erhielt natürlich einen Platz in der ersten Reihe und von den Blicken von überall her konnte ich sehen, daß man sich freute wieder einen Ausländer dabei zu haben. Am Ende bemerkte ich aber, daß ich nicht der einzige Ausländer war, ja nichteinmal der einzige Österreicher. Da war noch einer und ich kannte ihn sogar aus der Steiermark. Hamid nannte er sich jetzt. Er studierte arabisch und wollte sich hier in Kairo praktisch in der Sprache üben. Ich ging anschließend mit ihm einen Tee trinken und erfuhr, daß bald auch noch ein zweiter Österreicher kommen würde.

Im Haus der Tarieqa anschließend war Hochbetrieb. Eine Unzahl von Leuten war da und alle fragten mich nach meiner Meinung über den Islam, die Tarieqa, wie ich hierhergekommen sei usw. Ich bekam eine Tasse Tee nach der anderen serviert und wir gingen erst nach zwei Uhr früh schlafen.

Ich hatte ein Bett für mich allein, aber in den anderen beiden Betten im Raum schliefen je zwei Sudanesen. Ich versuchte, zu schlafen, aber ich hatte zu viel Tee getrunken. Außerdem setzte sich einer in unser Zimmer, der noch etwas lesen wollte und daher das Licht brauchte. Als er endlich fertig war und ging, ließ er das Licht an und die Tür offen. Die anderen schliefen längst. So stand ich auf, schaltete das Licht aus, machte die Tür zu und versuchte jetzt einzuschlafen. Und es wäre mir auch fast gelungen, wenn nicht genau in dem Moment die Tür wieder aufgegangen wäre, und jemand das Licht angeschaltet und begonnen hätte, unter den Betten nach irgendwas zu suchen. Schließlich fand er ein Paar Plastiksandalen, zog sie an und ging aufs Klo gegenüber. Als er fertig war, kam er wieder, stellte die Plastiksandalen unters Bett und ging. Die Tür ließ er offen und das Licht an. Ich stand wieder auf, löschte das Licht, schloß die Tür und versuchte es nocheinmal. Und genau dasselbe Spiel wiederholte sich gerade als ich wieder so weit war einzuschlafen. Nur kam nun nicht nur einer, eine halbe Stunde lang kam einer nach dem anderen. Es war etwa vier Uhr früh. Die anderen schliefen fest. Als es wieder ruhig wurde, stand ich nochmals auf, schloß die Tür, drehte das Licht aus und legte mich wieder hin. Nun wäre es mir beinahe gelungen einzuschlafen. Aber nach einer Stunde kamen die nächsten und das Spiel wiederholte sich. Ich gab es nun auf, ans Einschlafen zu denken. Es wurde auch schon hell draußen. Trotzdem schaltete ich das Licht nocheinmal aus und machte die Tür zu. Ein sehr schöner Männergesang war nun seit einiger Zeit aus der Ferne zu hören und der versetzte mich in eine friedliche Stimmung. Ich döste vor mich hin und vergaß die Zeit, bis gegen neun die anderen aufwachten und einer nach dem anderen sein Bett verließ.

Freitag war nicht viel los. Ich verließ das Haus nur kurz mit Schäsuli zum Freitagsgebet in der Hussein-Moschee. Wieder mußte Schäsuli für mich intervenieren, damit man mich einließ. "Erwin hat auch immer Schwierigkeiten gehabt mit diesem Türhüter hier", sagte Schäsuli. "Du mußt nur sagen, daß du Moslem bist, wenn sie dich nicht einlassen wollen."

Um drei Uhr nachmittags gab es dann etwas zu essen: Nudeln, Fisch und Brot. Dann ließ ich mir von Schäsuli die Gebetstexte diktieren, damit ich sie lernen konnte. Mit Scheich Soltan Ali hatten immer alle gemeinsam gebetet, aber hier betete jeder wann und wo es ihm paßte. Der Gebetsruf war ja nicht zu überhören, der kam von allen Seiten. An diesem Tag ging noch dazu der Lautsprecher der kleinen Moschee auf der anderen Seite unseres Hauses stundenlang mit Koranrezitation und Predigten. Es klang wie Wahlreden bei uns, teilweise auch wie eine Sportreportage und oft wie die schwülstig-pathetischen Predigten, die es bei uns früher auch gegeben hat. Offensichtlich ist hier einfach die Zeit stehengeblieben.

Später gab man mir dann ein dickes Buch über den Islam zu lesen und auch das erinnerte mich in Stil, Aufbau und Argumentationsweise stark an alte katholische Dogmatiklehrbücher. Immer wieder wurden Lehre und Praxis des Propheten mit der Praxis der heutigen Christen verglichen, die Praxis der späteren Moslems blieb völlig ausgeklammert. Trotzdem war es interessant, weil es einen gründlichen Überblick über fast alle Aspekte der islamischen Religion gab.
 
 

Im Bett mir gegenüber schlief Mohammed, ein Sudanese, der hier Medizin studierte. Ihn besuchte fast täglich Aschroff, ein ägyptischer Medizinstudent. Und Aschroff hatte ein Auto. In den folgenden Tagen unternahmen die beiden mit mir erst eine Stadtrundfahrt, dann einen Ausflug zu den Pyramiden. Ich hatte die Pyramiden schon einmal gesehen vor achtzehn Jahren. Diesmal erschien es mir eher wie ein Pflichtbesuch. Ich erwartete nichts Neues und sah auch nichts Neues.

Neu für mich war das Restaurant, in das wir anschließend gingen, denn da gab es nur ein Gericht, genannt Kuscheri. Das ist eine Mahlzeit aus Reis mit Nudeln, Linsen, gerösteten Zwiebeln und einer Art Sugo-Soße. Das Ganze für zehn Piaster. Diese zehn Piaster kann sich jeder Bedürftige in wenigen Minuten verdienen, wenn er vor einer Moschee die Hand aufhält; daher gibt es in Ägypten keine hungernden Menschen. Etwas teurer sind die ebenso traditionellen Bohnen, die es in einer anderen Art Restaurant gibt und zwar gekocht mit dem Namen ,,Fuhl", oder mit Zwiebeln und Kräutern in Form von Laibchen gebacken mit dem Namen "Tamya", dazu gibt es Salat, Spiegeleier, Sesamsoße, gebackene Auberginen usw. Ein Essen dieser Art kostet zwischen zehn und fünfzig Piaster. Fleisch und Fisch dagegen sind wesentlich teuerer und für die einfachen Leute nur selten erschwinglich.

Mehr jedoch als mit den Lebensgewohnheiten der Ägypter beschäftigte ich mich mit den Weisheiten der Tarieqa, denn dazu war ich hergekommen. Am Montagabend hielt Scheich Ghafar seinen üblichen Vortrag. Ich setzte mich hinten hin, um ihn zu sehen und zu hören , aber man holte mich ganz nach vor und der Scheich unterbrach sich, um mich zu begrüßen. Mir war es nicht so angenehm, daß ich ganz vorne sitzen mußte, denn der Vortrag dauerte sehr lange, zu lange für mich, da ich kein Wort davon verstand; trotzdem bewunderte ich die schauspielerische Artistik des Scheichs. Es gab für mich keinen Zweifel daran, daß er ein Meister war.

Auch wenn ich nicht ganz einverstanden war mit den Auffassungen des Islam, die mir entgegentraten, in dem was ich hier hörte und sah, war mir doch klar, daß ich, wenn ich hier etwas lernen wollte, das nur von innen her tun konnte. Und so zögerte ich nicht, als mir Abdel Nasr, der achtzehnjährige Bruder des fünfundsechzigjährigen Scheichs riet, ich solle um die Aufnahme in die Tarieqa ersuchen. Einige Unehrlichkeit war allerdings auch mit dabei, als ich vor Scheich Ghafar hintrat und er hat es natürlich gespürt, denn nach der kurzen, ziemlich formlosen Zeremonie, bei der es darum geht, vielleicht eine Minute lang die Augen zu schließen und im Geist den Namen "Allah" zu wiederholen, während der Scheich einige Gebete spricht, sagte er zu mir: "Nun bist du ein Mitglied unserer Tarieqa, zu hundertfünfzig Prozent". Auch in seiner Stimme, schien mir, schwang ein gewisses Unbehagen über meinen nicht ganz spontanen Antrag.

Ich dachte durch die Praxis der Übungen würde ich schon hineinwachsen in den Geist der Tarieqa und meine Zweifel würden sich so oder so aufklären. Schäsuli erklärte mir die Übungen und ich begann gleich am nächsten Tag mit dem Grundsätzlichen, also dem islamischen Gebet, und dem Assas, dem was in Deutschland "Fundament" genannt wurde mit der Aufgabe der ersten Stufe. Ich bekam auch eine Gebetskette zum Abzählen der Mantras und damit war ich, fürs erste ausgerüstet, unterwegs.

Wenige Tage später kam dann der andere Österreicher nach Kairo, Alfred, Ali mit islamischem Namen. Er studierte auch arabisch und hatte an der Azhar-Universität eine Assistenstelle für Deutsch erhalten. Allerdings traf ich ihn, wie auch Hamid fast nur zu den Hadras am Donnerstag.

Mein Leben spielte sich vor allem mit den Leuten im Haus der Tarieqa ab. Und das war für mich oft sehr schwierig, weil nur sehr wenige dort englisch sprachen, außer Schäsuli und Abdel Nasr nur noch Abdel Rachman, der sich Mistien nannte, und sein gleichaltriger Neffe Sef. Die beiden kamen ebenfalls in meiner zweiten Woche nach Kairo. Mistien war so dünn, daß es den Nagel auf den Kopf traf, daß ein Freund im Sudan einmal zu ihm gesagt hatte, er wäre "Propaganda für den Hunger". Wenn er etwas sagte, war es oft schwer zu sagen, ob er es ernst meinte, ob er scherzte oder ob es eine momentane Anwandlung von Verrücktheit war. Irgendwo dazwischen lag auch der Satz, den er dauernd wiederholte: "I am one of unlucky people" und mindestens zehn mal am Tag wollte er, daß ich seinen Satz ergänzte. Er begann "I am one..." und ich sollte sagen "of unlucky people". Ich sagte immer irgendwas anderes, aber er ließ nicht locker, bis ich es schließlich doch sagte. Seine Lieblingslektüre war ein arabisch-englisches Wörterbuch. Stundenlang konnte er darin lesen. Er wollte Englisch studieren.

Die ganze Gruppe von Sudanesen, die da war, hatte gerade in Khartoum ihre Reifeprüfung abgelegt, aber ihre Ergebnisse reichten nicht aus für die Universität von Khartoum, die sehr hohe Anforderungen stellte. Daher wollten sie an der Azhar-Universität in Kairo studieren, die ja die offizielle islamische Universität für alle Moslems ist. Aber zuvor mußten sie eine Aufnahmeprüfung machen, von der es abhing, in welche Leistungsklasse sie eingestuft wurden. Schäsuli war als erster gekommen und machte seine Aufnahmeprüfung kurz nachdem ich gekommen war. Er sagte, die Fragen wären kinderleicht gewesen, aber der Prüfer habe ihm kein Ergebnis mitteilen können. Die anderen mußten erst viele Wochen lang auf ihren Prüfungstermin warten und dann wieder viele Wochen auf das Ergebnis. Schäsuli war der erste, der es erfuhr. Er wurde so eingestuft, daß er erst drei Jahre Gymnasium wiederholen hätte müssen, bevor er sein Studium hätte beginnen können. Schon vorher waren Gerüchte dieser Art umgegangen, aber man wollte es nicht glauben, bis das Ergebnis da war. Da hatte man diese Leute Monate hingehalten, nur um ihnen dann mitzuteilen, daß es keinen Studienplatz gäbe. Und am Ende erfuhren die Sudanesen, daß ihre eigene Regierung veranlaßt hatte, sie zurückzustellen, wahrscheinlich um viele dadurch vom Studium abzuschrecken, denn die Regierung hatte sich verpflichtet an jeden sudanesischen Studenten in Ägypten zwanzig Pfund im Monat zu zahlen.

Aber natürlich hatten die Sudanesen auch nicht immer Lust meinetwegen englisch zu reden und dann saß ich dabei und verstand kein Wort von den Gesprächen. Das war die Zeit, in der ich las oder Tagebuch schrieb oder arabisch zu lernen versuchte oder einfach beobachtete. Es war interessant zu sehen, wie sich abwechselnd in den verschiedenen Zimmern Gesprächsrunden ansammelten und wieder zerstreuten, nur um sich wenig später anderswo wieder zu treffen, immer in ein wenig anderer Besetzung. Sie bewegten sich wie Dunstpartikel in Wolken oder die Wassermoleküle in den Strömungen.

Das Faszinierendste aber war zu sehen, daß sie sich zueinander tatsächlich wie Brüder verhielten. Es gab keine Berührungsängste. Sie küßten sich auf Wangen, Hals, Hände, legten sich aufeinander und durcheinander, massierten sich gegenseitig und spielten wie junge Hunde. Sie verbanden eine rührende Fürsorge mit absoluter Rücksichtslosigkeit. Wenn jemand tagsüber schlief etwa, dauerte es nicht lange, bis einer kam, ihm die Decke vom Kopf wegzog und ihn aufweckte, nur um ihm eine dumme Frage zu stellen und ähnliche Scherze. Einmal kam ein fetter Ägypter in unser Zimmer und legte sich in das Bett, in dem sonst Schäsuli und Mistien schliefen. Alle unterhielten sich, aber der Fettsack richtete es so ein, daß er zu der Zeit, wo alle schlafen gingen, bereits schlief. Als Schäzuli und Mistien sich hinlegen wollten, schnarchte der bereits. Die beiden beklagten ihr Schicksal und sagten, daß der Mann kein Recht habe in diesem Zimmer zu schlafen, weil das für Ausländer vorbehalten sei usw.

"So weckt ihn doch auf und sagt ihm er soll sich einen anderen Schlafplatz suchen", sagte ich.

"Nein, das können wir nicht tun", sagte sie. "Wir legen uns einfach auf den Boden."

"Ihr solltet euch doch nicht so einfach euer Recht nehmen lassen", sagte ich.

"Ja, es ist eine Gemeinheit von ihm, sich einfach in unser Bett zu legen", sagten sie, aber jetzt schläft er schon, daher müssen wir auf dem Boden schlafen."

Sie holten sich einen Teppich als Unterlage und eine Decke und legten sich hin. Und am nächsten Morgen, als alle aufwachten, war das erste, das sie zu dem fetten Mann in ihrem Bett sagten: "Sollen wir Tee für dich machen?" Es war keineswegs ironisch gesagt, sondern in aufrichtiger Freundlichkeit. Ich hatte mich auch geärgert über den Mann, obwohl ich gar nicht betroffen war, und ich ärgerte mich immer noch; die beiden aber waren darüber längst hinweg. Episoden wie diese gab es am laufenden Band und ich brauchte lang, bis ich die Regel begriff, die dahinterstand: Alles ist erlaubt, außer berechnend sein! Mein Leben verlief genau umgekehrt. Ich berechnete fast alles, auch meine Freundlichkeit, und deshalb fiel es mir so schwer, mich dieser Lebensweise anzupassen. Auf Schritt und Tritt wunderte ich mich und konnte nicht begreifen, wie die so leben konnten.

Persönlich, in ihrer Kleidung etc., waren die meisten der Leute hier im Haus sehr sauber, aber sie fanden nichts dabei, jeden Abfall einfach auf den Boden zu werfen. Nicht selten kam es sogar vor, daß einer im Zimmer auf den Boden spuckte; daß Zigarettenstummel, Erdnuß- oder Orangenschalen dort landeten, war selbstverständlich. Wenn es zu viel wurde, wurde aufgekehrt. Noch mehr aber wunderte ich mich über die Hygiene in den Restaurants und den Essensständen auf der Straße. Alle Leute tranken nämlich aus demselben Wasserkrug, der nur selten gewaschen wurde und bei den Ständen wurde das Besteck nur notdürftig abgeschwemmt im immer gleichen Wasser, dann erhielt es der nächste. Aber anscheinend machte das niemand etwas aus. Das Gefühl der islamischen Brüderlichkeit war offensichtlich auch da wirksam und anscheinend ein tatsächlicher Schutz.
 
 

Verwandte und Freunde von Schäzuli, Mistien und Sef hatten in einem Stadtteil auf der anderen Seite des Nil eine Wohnung und die drei nahmen mich manchmal mit. Sef ist ohnehin dann bald dort hingezogen. Beim ersten Mal, als ich noch niemand kannte von den Freunden, nahmen mich gleich zwei von ihnen mit zu anderen Freunden in einem anderen Stadtteil, während Schäsuli, Mistien und Sef bei ihren Cousins blieben. Dort wurde mir gleich die neueste amerikanische Diskomusik vorgespielt und alle tanzten dazu, außer denen, die in der Küche Essen bereiteten. Es war hier genau wie mit meinen schwarzen Freunden in Amerika. Wir waren eigentlich weggefahren, weil die anderen inzwischen auch etwas kochen wollten und als wir nach einigen Tänzen wegwollten, ließen sie uns nicht gehen. So aßen wir mit ihnen ein köstliches Mahl. Es gab ein Huhn, Auberginen, Bohnen, Salat, Brot und eine traumhafte Gewürzsoße. Alle standen um den Tisch herum, außer mir und noch einem von denen, die mich hergebracht hatten. Noch ein anderer Sudanese war kurz vor dem Essen zu Besuch gekommen und so waren wir acht Leute, eine reine Männergesellschaft. Nur zwei davon sprachen etwas englisch, daher verständigten wir uns vorwiegend durch das, was wir taten. Als der Tisch abgeräumt war, wurde wieder getanzt, dann gab es Tee und als alle restlos zufrieden waren, machte sich die ganze Gesellschaft auf und zerfiel in Gruppen, von denen jede ihre speziellen Freunde besuchen ging, genau dasselbe fließende Spiel, wie ich es im Haus der Tarieqa beobachtet hatte.

Wir fuhren zurück in die Wohnung, wo Sef, Mistien, Schäsuli und ihre Cousins auch gerade beim Essen saßen. Hier gab es leider keine Musik, obwohl die Wände behängt waren mit Posters von Pop-Stars. Die hier wohnten, waren eher arm. Es gab auch kein Fleisch beim Essen. Als sie fertig waren, gingen auch hier alle aus dem Haus, um sich einen Film anzusehen. Auch Sef ging mit ihnen, während Schäsuli, Mistien und ich zurückfuhren. Sef hatte wenig Interesse an der Tarieqa, daher ist er bald hierhergezogen. Er war auch der einzige von den dreien, der von seinem Vater genug Geld bekam für Miete, Lebensmittel und Unterhaltung.
 
 

Wenn mich sonst nichts beschäftigte, unternahm ich Streifzüge durch die Stadt. Von den Leuten in der Tarieqa war daran niemand interessiert. Die waren sich selbst genug. Sie saßen den ganzen Tag zu Hause und zogen von einem Zimmer zum anderen, wenn sie nicht gerade Freunde besuchten. So ging ich allein; mit meinem Stadtplan suchte ich mir immer neue Routen durch möglichst enge Gassen, wo keine Touristen hinkommen. Dort konnte ich sehen, wie die Leute hier wirklich leben und dort waren sie am freundlichsten. In den Touristengegenden wurde man dauernd angesprochen "Hallo Mister. Good morning. Kann ich ihnen helfen? Was suchen Sie?" Und man wurde in einen Laden geschleppt und am Ende waren die Leute frustriert, wenn man nichts kaufte. Solange ich nicht wußte, wie das läuft, ist es mir einigemale passiert, daß ich mir nur noch mit Bakschisch aus der Affäre zu helfen wußte. Ich erlebte zwar auch interessante Führungen, die das Bakschisch wert waren, aber andere male war es bloße Frustration. In den Gegenden, wo keine Touristen hinkommen dagegen, oft nur eine Straße weiter, ist die Atmosphäre völlig anders. Dort freuen sich die Leute, wenn man ihnen bei der Arbeit zuschaut; ohne Hintergedanken führen sie alles vor und nichts könnte sie mehr beleidigen als Bakschisch.

Einmal bin ich bei einer Werkstatt stehengeblieben, in der schöne Einlegearbeiten für Schatullen gemacht wurden, mit Perlmutter, Ebenholz usw. und da kam einer vorbei, der in der Gegend wohnte und etwas englisch sprach. Und der lud mich zu einem Schachspiel ein. Wir setzten uns in der Werkstatt auf eine Bank und spielten. Ich hatte schon öfter gegen Leute gespielt, die sich eingebildet hatten, gute Schachspieler zu sein und gar nicht so schlecht abgeschnitten, aber der hier machte mit mir, was er wollte, ich konnte nur noch staunen.

Dann kam einer von der Werkstatt nebenan herüber; das waren Schuhmacher. Er fragte, ob ich eine Wasserpfeife mit ihnen rauchen wollte mit etwas Haschisch. Natürlich hatte ich nichts dagegen. Und während wir rauchten, sah ich den Gehilfen zu, wie sie eine Serie von Schuhen anfertigten, während der Meister einen neuen Prototyp herstellte. Dann kam seine Tochter aus dem Haus gegenüber und brachte gebratene Yams. Der Meister entnahm seine Modelle amerikanischen Schuhmacherzeitschriften; er zeigte sie mir. Dabei konnte er wahrscheinlich nichteinmal lesen, denn er ließ sich dann von meinem Schachpartner einen arabisch geschriebenen Brief vorlesen.
 
 

Das große Islambuch hatte ich bald durch. Anschließend begann ich das Buch, das Steven mir empfohlen hatte in Istanbul, "The Third Wave". Die Hauptthese darin war, daß durch die Mikroelektronik viele Massenarbeitsstellen überflüssig würden und die Produktion wieder in den Familienverband zurückverlegt werden würde, wodurch sich nicht nur für die industrialisierten Länder die Möglichkeit ergab, die Entfremdung, die durch die rationalisierte Arbeit entstanden war, zu überwinden, aber darüberhinaus hatten demnach die Entwicklungsländer die Chance das Stadium der Entfremdung überhaupt zu überspringen. Auch Tofflers Thesen über den Zusammenhang von Religion und Arbeitsverhältnissen stimmten im großen und ganzen mit meinen eigenen Beobachtungen überein. Ich war mit ihm der Meinung, daß man im nachindustriellen Zeitalter nicht einfach die Religionen der Ackerbaukultur wiederbeleben konnte, sondern daß sich neue Formen entwickeln würden. Und dazu beizutragen, sah ich als meine Aufgabe.

Deshalb unterwarf ich mich den absurden Ritualen hier, um zu sehen wie weit die wirksame Form beliebig sein kann und wie weit sie gebunden ist an vorherige Erfahrungen eines Menschen. Mir war klar, daß die Leute, mit denen ich hier zusammenkam, keine Ahnung von diesen Dingen hatten. Sie waren einfach naiv gläubig. Es hatte keinen Sinn, mit ihnen über Formen zu diskutieren; deshalb machte ich einfach, was man mir sagte. Wenn ich dann mit dem Scheich im Sudan selber sprechen konnte, würde ich sicher eine umfassende Erklärung der Zusammenhänge bekommen. Wenn er wirklich der war, für den die Leute ihn hielten, mußte er auch hinter die Kulissen sehen. Von dem, was ich hier sah, wurde mir klar, daß die Übungen des Aurad allein nicht genügten, denn es gab da zu viele Leute, die diese Übungen jahrelang machten und trotzdem beherrscht waren von unguten Neigungen genau wie andere, die noch gar nicht versucht hatten ihre unguten Seiten zu verbessern. Bei vielen, schien mir, schläferten die Übungen nur das Bewußtsein ein und sonst blieb alles gleich. Statt aufzuwachen, waren sie nur noch Zombies. Mir schien, daß es besser war, die Störfaktoren nüchtern zu analysieren und dann einen nach dem anderen zu beseitigen. Aber es gab niemand, mit dem ich darüber hätte sprechen können. Alle taten einfach nur, was ihnen gesagt wurde und im übrigen hatten sie keine Lust ihr Hirn zu bemühen.

Nach drei Wochen in Kairo hatte ich daher genug und wollte in den Sudan um Scheich Mahmud Abu Bakr zu sehen. Aber als ich mir das Visum besorgen wollte, erfuhr ich zu meinem Schrecken, daß es mindestens drei Wochen dauern würde. Einige Brüder der Tarieqa meinten Scheich Ghafar könnte das in zwei Tagen für mich erledigen und so ersuchte ich Scheich Ghafar, mir zu helfen. Aber der erzählte mir, wie schwierig die Versorgungslage im Sudan sei und daß die Hotels sehr teuer wären und er gab mir das Gefühl, daß er nicht wollte, daß ich hinfahre. Aber er versprach, sich für mich nach einem schnelleren Weg zu einem Visum zu erkundigen. Er beauftragte damit seinen Rechtsanwalt Abdel Aziem, der immer aussah, als hätte er die Hosen voll. Und der vertröstete mich von einem Tag auf den nächsten und als er mir schließlich sagte, er könnte das Visum auch nicht schneller besorgen, hatte ich eine weitere Woche verloren.

Ich saß also fest. Und an dem Tag, an dem mir das klar wurde, führte Schafei, der Magesup der Tarieqa, wieder eine seiner Tiraden auf. Er kam in unser Zimmer, fand alle Betten belegt, blickte wie ein Irrer in die Runde, stieß einige eher tierische Laute aus und fuchtelte dabei wild mit seinen Armen. Da räumte einer sein Bett und Schafei setzte sich, vor sich hinbrabbelnd, und begann das Zeug niederzulegen, das er immer mit sich herumschleppte, seine Peitsche - oder war es ein Dolch? - seine Bücher, die er immer mit einer Schnur zusammengebunden hatte, dann leerte er die Taschen seines Mantels und seiner Galabia und er legte sich schlafen. Nach einer Weile bekam er plötzlich einen grauenhaften Hustenanfall. Er spuckte und rotzte und nachdem sein Taschentuch voll war, sprang er auf, stieß sein "yä rabb", "du Herr", aus und suchte wild nach einem anderen Tuch. Schließlich fand er ein Unterhemd von irgendjemand, hustete und rotzte es voll und legte es so wieder an seinen Platz. Dann war sein Anfall aber noch immer nicht vorbei und er rannte ins Bad. Mir grauste, aber Mitleid konnte ich keines haben, denn er ruinierte sich selber mit den Zigaretten.

Am nächsten Tag kam er wieder herein und sobald er sich gesetzt hatte, begann wieder ein Hustenanfall. Er lief ins Bad, kam dann wieder zurück, setzte sich auf den Stuhl, fing an zu weinen und dazwischen "yä rabb" zu rufen und wieder zu husten und zu spucken. Als er wieder draußen war, sagte Schäsuli: "Er ist ein Magesup von hohem Rang in der unsichtbaren Welt." Zuerst war ich angewidert von der Bemerkung, denn der Alte war rücksichtslos und schrie immer nur herum und dauernd gab es Anlässe, von ihm angeekelt zu sein. Aber wie andere Verrückte hier bei der Hussein-Moschee, gilt er als ein Heiliger, auch wenn die meisten über ihn lachen. Und das war etwas, was ich bewundern mußte, denn damit bot die Gemeinschaft extremen Außenseitern Schutz, ohne zu versuchen, sie zu korrigieren. Und diesen Schutz genossen alle, die sich den Grundregeln der Gemeinschaft unterwarfen.

Eine andere sonderbare Erscheinung war dieses plötzliche Zusammenzucken und Aufschreien, meistens in einer Variation des Wortes "Allah", aber nicht wie das "0 Gott!" oder "Jessas Maria!" bei uns, sondern viel abrupter, wie von der Tarantel gebissen, oder wie Leute im Traum aufschreien. Meistens geschah es, wenn bei einem Vortrag der Name eines Heiligen erwähnt wurde oder in der Hadra oder bei einem plötzlichen lauten Geräusch. Oft war es als führe plötzlich ein Sturm durch die Menge oder ein Geist. Oft klang es eintrainiert oder konditioniert, aber manchmal klang es völlig authentisch. Natürlich war viel Theater dabei. Die Leute stellten sich darauf ein, bei bestimmten Stichworten plötzlich laut aufzuheulen, weil das als Geisterfülltheit hoch angesehen war, oder einfach weil es eine Gelegenheit war, erlaubterweise aufzufallen. Besonders die Leute taten sich nämlich darin hervor, die sonst wenig Gelegenheit hatten aufzufallen, weil sie ein allzubraves und untergeordnetes Leben führten - eine Gelegenheit also für "Closet-Freaks", sich Ansehen zu verschaffen. Die Theorie dahinter war die, daß jemand im Moment eines Schocks das herausschreit, was gerade in ihm ist. Wenn also jemand "Allah" schrie, sollte das beweisen, daß er gerade an Allah gedacht hat, wenn er nur ein unartikuliertes Lallen herausbrachte, konnte er entweder gerade in höchster Verzückung gewesen sein oder er hätte eilig versucht seine wirklichen Gedanken zu vertuschen. Immerhin bewies er auch in dem Fall durch seine schnelle Reaktion seine Wachheit.

Die Religion war hier in Ägypten zwar das billige Opium des Volkes, aber darüberhinaus konnte ich sehen, wie die Religion den Menschen wirklich half, nicht bloß ihr Schicksal zu ertragen, sondern sich durchzusetzen. Durch die Religion konnten sie ihre eigene Kraft mit der Autorität ihres Gottes unterstützen. Sie brauchten nur die Vorschriften ihres Gottes erfüllen, damit sie für sich selbst glaubhaft in seinem Namen auftreten konnten. Damit wurde die Sache der Einzelnen mit der der Gemeinschaft harmonisiert und beiden Rechnung getragen.
 
 

Mitte Dezember kam das Geburtsfest von Ibrahim Desouki, des ursprünglichen Stifters der Tarieqa. Und das wurde im Haus der Tarieqa durch eine tägliche Hadra gefeiert. Fast täglich kam Scheich Ghafar und das Haus war ständig voller Leute. Schäsuli und Mistien gingen dem Trubel aus dem Weg, indem sie ihre Freunde besuchten und, wenn überhaupt, erst nach Mitternacht zurückkehrten. Auch mir war das zu viel, aber ich hatte keinen Platz zum Ausweichen. Tag und Nacht war nun kaum je Ruhe im Haus und die einzigen, mit denen ich sonst sprechen konnte, waren nicht da. Ich lief daher den ganzen Tag in der Stadt herum, dann war ich am Abend müde genug zum schlafen.
 
 

Als das Fest vorbei war, kamen eines Morgens zwei Brüder der Tarieqas und sagten, ich sollte mit ihnen kommen und mit zwei Europäern reden, die sie in Alexandria kennengelernt hatten. Sie fuhren mich mit noch einem Ägypter in ihrem Auto zum Hotel, aber die zwei Europäer schliefen noch. Wir warteten in der Halle. Die beiden aus Alexandria hatten geschäftlich zu tun und sagten uns, wir sollten die beiden mit uns zum Haus der Tarieqa nehmen und dort mit ihnen reden. Sie hätten schon den ganzen vorhergehenden Tag mit ihnen verbracht und die beiden hätten großes Interesse an der Tarieqa. Wir führten sie also zuerst in die Cafeteria der Tarieqa im Erdgeschoß, direkt gegenüber dem Seiteneingang der Moschee. Dort wurde den beiden Tee und Sandwiches serviert. Er war ein Schwede, sie eine Spanierin. Der Ägypter, der mit dabei war, sprach etwas spanisch. Er nahm sich daher der Frau an, ich sollte mich um den Schweden bemühen. Ich hatte kein Interesse, den Mann zu bekehren, aber ich erklärte ihm, was ich hier tat.

"Ich bin hergekommen, weil ich die Motive für mein Verhalten mit einem erprobten System vergleichen möchte" , sagte ich. "Denn damit kann ich mich gleichsam von einem Punkt außerhalb meiner selbst betrachten und dabei werden alle unbekannten Motive aus der Vergangenheit zum Vorschein kommen und ich kann anfangen, das Unbrauchbare auszuscheiden, das mir ohne eine objektive Betrachtung immer wieder in die Quere kommt." Und von da aus argumentierte ich dann weiter.

Der Schwede war interessiert an diesen Gedanken, aber als ich dann begann, das, was ich in der Tarieqa fand, damit zu verbinden, interessierte es ihn nicht mehr. "Thats not my bag", sagte er.

Inzwischen schleppte der andere die Spanierin zu Sydna el Hussein, vermutlich in der Hoffnung auf eine sofortige Bekehrung durch Husseins Wunderkraft. Als sie wiederkamen, gingen wir nach oben. Man öffnete das Scheichapartment für uns, das die gewöhnlichen Bewohner des Dar, also des Hauses der Tarieqa, normalerweise nicht betreten durften, und wir unterhielten uns. Immer wieder spürte ich die Anforderung, daß es meine Aufgabe wäre, den Schweden zu bekehren. Lange war ich allein mit den beiden und jedesmal, wenn ein Bruder der Tarieqa vorbeiging, traf mich der Blick mit der Frage "Wie weit bist du mit ihnen?" Sie konnten nicht begreifen, daß das Interesse der beiden rein folkloristisch war. Inzwischen waren wir auch schon bei einem ganz anderen Thema. Der Schwede erzählte mir von der Mitternachtssonne, denn er stammte aus dem nördlichsten Teil Schwedens, und dann von seinen Plänen für seine Afrikareise. Er hatte einen Afrikaführer dabei und so konnte ich mir jetzt die Route ansehen, die ich selber nach dem Besuch bei Scheich Mahmud Abu Bakr von hier aus nehmen wollte. Ich las die Einträge über Somalia, Zaire, Nigeria usw. Ich wollte auch nach Somalia, weil ich vor einem halben Jahr in einem Traum gehört hatte "Somalia ist das Land der Erleuchtung".

Gegen Abend holte ich von einem Stand hinter dem Dar Sandwiches. Die beiden sollten dann zu Scheich Ghafar gefahren werden, aber die beiden aus Alexandrien waren mit ihrem Auto noch nicht zurück. Dann hieß es Scheich Ghafar würde hierher kommen. Aber sein Kommen verzögerte sich und die beiden wurden ungeduldig. Jedesmal, wenn sie gehen wollten, sagte man ihnen, der Scheich müsse jeden Augenblick eintreffen. Schließlich sagten die beiden, sie wollten wenigstens eine kleine Runde in der Nachbarschaft hier gehen, denn sie wären müde vom Sitzen. Und so gelang es, daß man sie wenigstens eine Runde um die Moschee und durch den Basar gehen ließ. Im Dar waren alle nervös und sie beschworen mich und den anderen Bruder, dafür zu sorgen, daß wir spätestens in zehn Minuten zurück seien. Und als wir zurück waren, dauerte es noch eine Stunde, bis Scheich Ghafar endlich kam. Aber der sprach außer einer kurzen Begrüßung kein Wort englisch, sondern hielt den gelangweilten, aber sich eifrig gebenden Ägyptern einen Vortrag.

Dann kam die Hadra in der Moschee. Der Schwede und die Spanierin hatten nun keine Lust mehr, auch noch daran teilzunehmen. Als wir uns verabschiedeten, sagte der Schwede zu mir, er habe zwar natürlich nichts verstanden, aber seinem Gefühl nach sei der Scheich bloß "ein großer Schwätzer". Und damit traf er genau meinen Eindruck.
 
 

Ich wurde schließlich so ungeduldig von dem langen Warten auf das sudanesische Visum, daß ich zur indischen Botschaft ging, um Vivekanandas Schriften über Jnana-Yoga zu finden. Hier konnte niemand meine Fragen beantworten, aber bei Vivekananda würde ich sicher das Wesentliche finden. Auf der Botschaft erfuhr ich von einer indischen Bibliothek in der Talatharb Street. Dort fand ich das Buch und ich las darin den ganzen Nachmittag. Leider konnte ich es nicht mitnehmen, weil der Bibliothekar nicht da war. Auf dem Weg nach Hause fiel mir auf, daß alle Leute ungewöhnlich freundlich waren. Es war als wäre ich unsichtbar für die, die mich nicht mochten, dafür aber umso sichtbarer für die, die mich mochten. Es war sichtlich die Wirkung der Lektüre. Im Dar kehrte dann meine ursprüngliche Gereiztheit wieder zurück. Am nächsten Tag gab mir der Bibliothekar das Buch mit.

Jnana-Yoga brachte viel wieder, das ich bereits aus Vivekanandas Büchern über Karma-, Bhakti- und Raja-Yoga kannte und es enthielt auch einige, heute offensichtliche, Fehleinschätzungen wissenschaftlicher Fragen. Trotzdem tat es mir gut, weil Vivekanandas Grundeinstellung meinem Bedürfnis nach rationaler Erklärung genau entspricht. Der interessanteste Teil an dem Buch aber waren die Biografien Vivekanandas und Ramakrishnas.

Die Brüder der Tarieqa wunderten sich über meine Lektüre, aber es gab keine Einwände. Angegriffen wurde ich deswegen nur von den anderen Österreichern und von den Deutschen, die später kamen.
 
 

Am Heiligen Abend war Hadra in der Hussein Moschee, denn es war Donnerstag. Alfred kam vorbei und mit ihm Olaf, der damals in der Steiermark gekocht hatte. Wir verzichteten auf die Hadra, um zu sehen, was sich auf dem christlichen Sektor tat in Kairo. Erst gingen wir zu einer Weihnachtsmesse in der deutschen Schule, die von Borromäerinnen geführt wird. Auch der österreichische Botschafter war da und viele Angestellte der deutschen und österreichischen Missionen, sowie Urlauber. Die Messe selbst war langweilig wie üblich. Um Mitternacht gingen wir dann zu einer griechisch-katholischen Mette. Das war besser. Die Gesänge waren sehr schön und der Priester hatte Sinn fürs Ritual, Be-geist-ert allerdings waren wir nicht. Olaf mußte anschließend ein Bier trinken gehen, um seine Enttäuschung über Ägypten hinunterzuspülen. Er wollte doch lieber wieder nach Indien fahren, statt mit den Deutschen, die nun kommen würden, nach Khartoum. Er hatte seinen Flug schon umgebucht.
 
 
 
 

WEITER

0: Inhaltsverzeichnis
1: Ein Lehrer wird gebraucht und er erscheint
2: Der Lehrer wird getötet und die Reise beginnt
3: Die Fahrt
5: Die Deutschen kommen
6: Der Geburtstag von Sydna el Hussein
7: Der Scheich wird erwartet
8: Maulana
9: Was nun?
l0: Meine Fragen
11: Die Antwort
Verzeichnis der arabischen Ausdrücke

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