EIN WISSENSCHAFTLICHER WEG ZUM HEIL
DER IDEOLOGIEFREIE MYTHOS
DER WENDEPUNKT
Ein Wendepunkt ist erreicht. Die Wissenschaften und die Technik haben die Grenzen der Rationalität überschritten, die Ideologien und Heilslehren die Grenzen der Rationalisierung. Es ist Zeit für eine Wissenschaft des menschlichen Heilswegs, die alle andern Wissenschaften in eine neue Position versetzt.
Bei vielen ist heute die Gläubigkeit an die Wissenschaft ins Wanken geraten, weil die Wissenschaften unter die Direktion des Geschäftsgeists gestellt worden sind, weil Wissenschaftler, Techniker und Politiker sich auf nebulose Moralen berufen haben, während sie sich nur den Bauch vollschlagen und Einfluß haben wollten.
Inzwischen ist aber die Demokratie in den höchstentwickelten Industrieländern so weit fortgeschritten, daß den Massen alle überkommenen Ideale und Mythen einer Gesellschaftsordnung, die sie unterdrückt hat, von sich stoßen und nach Information verlangen darüber, wie sie dem Geschäftsgeist entrinnen und sich selbst verwirklichen können. Sie verlangen nach einem ideologiefreien Weg zum Heil, der sie zu Lebzeiten befreit. Sie verlangen nach einem sicheren Leitfaden für ihr Leben, der im Sinn der Wissenschaftlichkeit überprüfbar und technisch verwertbar ist, d.h. von jedem Individuum entsprechend nutzbringend angewendet werden kann. Es geht um die Regelmäßigkeiten und Zusammenhänge in menschlichen Schicksalen, die immer wieder kehren, die Struktur der Wirklichkeit, die die Gesetze des Lebens beinhaltet. Eine Information über diese Gesetze soll in das Handeln der Menschen etwa die selbe Klarheit bringen, wie die Relativitätstheorie in das Verständnis der Materie.
Gegenwärtig lösen sich die
Dogmen und Tabus der vergangenen Jahrhunderte überall auf und erzeugen ein
Vakuum der Lebensweisheit, das derzeit viele in Protest-Sektierereien treibt, das
aber danach drängt universal, für alle gültig, wissenschaftlich aufgelöst zu
werden.
DAS MOTIV DER WISSENSCHAFT
Ein wissenschaftlicher Weg zum Heil ist deshalb heute notwendig, weil der Weg der Wissenschaft - trotz aller Bedenken gegen ihre Motive - ein Weg ist, der zuerst das gesamte Leben der industrialisierten Welt durchdringen muß, bevor er überwunden werden kann, denn wenn die Vernunft einmal angefangen hat, Dingen auf den Grund zu gehen, werden die Zweifel nicht eher schwinden, bis Gewißheit erreicht ist. Das ist die Stoßrichtung der Motivkraft der Vernunft, gleich ob es sich um die Erforschung der Struktur der Materie oder die der Beziehungen des Individuums zu den Gesetzen des Universums geht. Die Wissenschaftlichkeit ist eine Welle, die die Welt durchzieht und die gegenwärtige Welle der Rationalisierung, der Vernunft, wird die ganze Menschheit erfaßt haben müssen, bevor sie durch eine neue Welle abgelöst wird. Erst war es das Wissen um den Antrieb, der die Menschen leitete, dann der Glaube an die Gesetze der Übernatur, dann die Naturwissenschaft und jetzt das Wissen um die Antriebskraft des Glaubens, die Heilswissenschaft.
Das Motiv einer
wissenschaftlichen Erforschung der Bestimmung des Menschen ist die mögliche
bewußte Einflußnahme, die sich aus der Beobachtung der Wirklichkeit ergibt. Das
Motiv ist die bestmögliche Bewältigung der Probleme, die höchste Rationalität,
die Vollendung, der vollkommene Mensch, Jeder Mensch ist ein Produkt dieses
Universums, das ihm die Form seines Körpers und dessen Funktionen Gesetze und
Möglichkeiten auferlegt hat. Die Vernunft ist eine davon. Sie entschlüsselt
diese Gesetze für ihn und unsere Wissenschaft kann der Vernunft jedes
Individuums dabei helfen und der hemmenden Wirkung der gängigen Ideologien entgegenwirken.
Die Wissenschaft hat heute von der Religion die Funktion übernommen
"Bewahrerin der Wahrheit" zu sein. Ihr Wahlspruch "Wissen ist
Macht" wird sie zur machtvollsten Art des Wissens führen, der Kontrolle
der eigenen (menschlichen) Form. Deshalb untersucht unsere Heilswissenschaft
ihr Objekt, die menschliche Realität, mit dem Ziel, durch die Herrschaft über
sich selbst den höchsten Energiefluß zu erreichen. "Herrschaft über sich
selbst" versteht sie als totale Anpassungsfähigkeit, denn es gibt keine
Herrschaft über die Realität direkt, wir haben nur die Wahl des Raums unserer
Anpassung. Unsere Heilswissenschaft wird uns dabei helfen, durch Information
über Ziele, Anpassungsformen und entsprechendes Know-how.
DIE RELATIVITÄT UND DER FIXE PUNKT
Die klassische Physik wie die euklidische Geometrie kannten nur die statistischen Gesetzmäßigkeiten aus dem damaligen Erfahrungsbereich der Menschen und dem entsprachen damals die Gesetze der Religionen, deren Relativität unerkannt war. Der wissenschaftliche Weg zum Heil beruht auf der Erkenntnis der RELATIVITÄT DES VERHALTENS DER MENSCHEN und stößt in dessen Unteruchung auf eine Struktur der Wirklichkeit, die die Relativität dessen offenkundig macht, was wir naiv wissenschaftlich denkenden Menschen für das Festeste, Sicherste überhaupt gehalten haben, die Materie, die Körperlichkeit unseres Körpers.
Die technische Verwertung des Wissens um die Möglichkeit der totalen Anpassung setzt nichts voraus, außer Vorurteilslosigkeit und ein ausreichendes Interesse an den sich durch sie ergebenden Möglichkeiten.
Die Begriffe
"Wissenschaft" und "Heil" scheinen Widersprüche zu sein,
aber sie sind es nicht. Das Heil war immer schon das Motiv der Wissenschaften.
Wie Archimedes verlangte, "gebt mir einen fixen Punkt und ich hebe die
Welt aus den Angeln", haben die Wissenschaften nach diesem festen Punkt
gesucht, oder nach dem Stein der Philosophen oder nach dem Gral oder nach Gott
oder nach der Energiequelle. Und obwohl die heutigen Wissenschaften die
Relativität aller fixen Punkte erkannt haben, suchen sie immer noch danach.
Immer noch werden Daseinszustände mit Namen versehen, als seien sie fixe
Punkte, denn als solche werden sie technisch verwertbar. Mit anderen Worten:
"Der Mensch und seine Interessen" bilden immer den festen Kontrapunkt
zu den Objekten seiner Forschung. Bei der Erforschung seiner Beziehung zum
Universum zeigt ihm seine Naturwissenschaft die Bodenlosigkeit der Materie, die
Wissenschaft von sich selber die Bodenlosigkeit seines Wesens, sowohl
historisch als strukturell, und am Ende bleibt ihm doch die Erkenntnis: Das
Variable ist die eigene Form, das Invariable die äußere Form, die Umwelt.
WAS BIETET DER WISSENSCHAFTLICHE HEILSWEG
Die Heilswissenschaft
forscht nach der Weise, in der das "Ich" die Struktur der Kräfte
regeln kann, denen es unterworfen ist, wodurch es die Gestalt erreichen kann,
die der Identität von "Bedürfnis" und Wirklichkeit entspricht. Die alte
Frage "Was tun?" läßt uns in die Eigenheiten des Menschseins
eindringen und durch eine vorurteilslose Betrachtung der gegebenen Beziehungen
zu einem mit wissenschaftlicher Sicherheit verbürgten Weg zu diesem Ziel
gelangen, der Identität von Ich und Selbst. Dafür die Ausdrücke
"Glück", ''Zufriedenheit" etc. einzusetzen, würde bedeuten, das
Ziel durch die Ideologie des "Normalbürgers" einschränken zu lassen.
Aber auch diese Stadien durchdringt die Wissenschaft des Wegs zum Heil und wird
damit auch für den "Normalbürger" brauchbar. Sie wird für jeden
brauchbar, was immer er für Ziele haben möge. Sie eröffnet für jeden eine neue
Aussicht und die Möglichkeit die Schranken seiner gegenwärtigen Existenz und
Wirklichkeit zu übersteigen und das für ihn erreichbare Höchstmaß an Identität
bzw. Energiefluß zu erreichen.
HÖCHSTES ZIEL:
IDENTITÄT = HÖCHSTER
ENERGIEFLUSS
Ein wissenschaftlicher
Heilsweg muß mit einer Untersuchung des "Wesens" des Menschen
beginnen, das wir mit der Behauptung umschreiben, das höchste Ziel, die höchste
Befriedigung, die Vollendung der Fähigkeiten eines Menschen besteht in einer
Maximierung seines Energieumsatzes, im ungehinderten Energiefluß zwischen dem
"Bedürfnis", dem Mangel, dem Auslöseschema und dem, was darauf paßt,
also die Entsprechung der Gegensätze, die Schließung der Marktlücken, die
Identität von Vorstellung und Wahrnehmung unter der Kontrolle des Menschen.
DIE RELATIVIERUNG DES MENSCHEN
Der die Wissenschaft
anwendende Mensch ist Souverän und Ziel seiner Forschung. Aber wenn ein Mensch
wirklich Kontrolle über sein Leben erlangen will, muß er vorurteilslos sein,
also mit der Möglichkeit rechnen, auf Kräfte zu treffen, die die seinen
übersteigen, und diese Kräfte als solche anerkennen zu müssen. Ähnlich wie die
Astronomie den Geozentrismus überwunden hat und damit die Bewegungen des
Erdkörpers berechnen hat können, wird die Wissenschaft des Heilswegs den
Anthropozentrismus und auch den Egozentrismus als Illusionen hinter sich lassen
und aus der Relativität des "Ich" dessen Möglichkeiten erkennen.
WAS IST "ICH"?
Vorerst müssen wir klären,
was jemand meint, wenn er sagt "ich", bzw. was das "Ich"
nun, abgesehen von den Vorurteilen unseres konkreten Ich, sein könnte. Am
besten beginnen wir beim Ziel: Was gehört zu einem Ich, das sich so wohl fühlt
wie nur möglich? Durch unsere tägliche Erfahrung stellen wir fest, daß es
individuelle Unterschiede gibt im Grad der Selbstverwirklichung. Grob gesagt
gibt es unglückliche, kranke, dahinsiechende Menschen und es gibt strahlende,
blühende energieversprühende Menschen.
ZEICHEN UND MOTIV:
SCHÖN = GUT
(VOLLKOMMENHEIT, IDENTITÄT)
Der Unterschied kann vom betroffenen Individuum gefühlt werden und er zeigt sich nach außen. Das äußere Zeichen, das wir wiedererkennen ist das Kriterium "Schönheit". Die Menschen sind auf der Suche nach Schönheit, Vollkommenheit. Diese ist ein Auslöseschema, auf das alle Menschen ansprechen. Jeder individuell verschieden, gemäß seinen jeweiligen Bedürfnissen. Staunen und Ehrfurcht, Anziehung und Befriedigung sind die Gefühle, die die Wahrnehmung des Schönen begleiten, es sind die Gefühle, die die Menschen bewegen, das Schöne zu erreichen und sich dadurch selbst in ein Zeichen dieser Art zu verwandeln.
Das Zeichen der
Vollkommenheit ist in jedem Wesen als Drang vorhanden, die Zielvorstellung
verändert sich mit der Tiefe der Einsicht und der bereits erreichten Identität.
Sowohl bei sich selber als auch draußen erkennt jeder Mensch die relative und
die absolute Identität eines Wesens mit seinen Möglichkeiten. Obwohl die
Wahrnehmungsfähigkeit individuell verschieden ist, gibt es doch
Wahrnehmungsqualitäten, die fast allen Individuen zur Verfügung stehen: Das
Auseinanderhalten von guten und verdorbenen Pflaumen etwa fällt fast allen
leicht. Es gibt Dinge, die jeder Mensch, der bei Bewußtsein ist, wieder
ausspucken würde, wenn sie in seinen Mund geraten. Natürlich gibt es umwelt-
und anlagebedingte Präferenzen, aber in jedem Fall gibt es nur ein sicheres
Kriterium für gut und ungut, für richtig und falsch: das Gefühl, die
Wahrnehmung. Und auf dieses Kriterium baut unsere Heilswissenschaft.
EMPFINDUNGEN SIND DAS EINZIG SICHERE
Für jeden Menschen ist
seine Wahrnehmung, sind seine Gefühle die letzten Grundlagen seines
Bewußtseins. Zumindest praktisch bejahen alle Menschen diesen Satz: DIE EINZIG
SICHERE REALITÄT SIND UNSERE GEFÜHLE. Könnten wir den Gefühlen nicht trauen,
wem könnten wir trauen? Wir würden unsere Existenz verlieren, augenblicklich
würde unser Körper zusammenbrechen und mit ihm die Welt für uns.
DIE FUNKTIONEN DES ICH
ODER: DIE DIMENSIONEN DES
FÜHLENS
Daß wir unseren Gefühlen trauen ist also eine Voraussetzung unseres Lebens überhaupt. Und dabei bemerken wir bereits, daß wir unsere Identität noch nicht erreicht haben, daß ein Unterschied besteht zwischen dem, was wir "Ich" nennen und dem, was unsere Gefühle sind, zwischen unserem Selbstbewußtsein und dessen Voraussetzungen.
Die Gefühle sind Ergebnisse von Kommunikation, konkretisierte Beziehungen, Berichte unseres Körpers über Identität oder Nichtidentität. Gefühle sind ähnlich den Meßinstrumenten der Technik. Das Bewußtsein von ihnen enthält bereits einen Vergleich des Idealbildes der entsprechenden Empfindung mit der Wahrnehmung. Kommunikation ist Energieaustausch, die Interaktion zweier Entitäten, einerseits die Interaktion des Bewußtseins mit der Wahrnehmung, des Körpers mit der Welt - gleich ob ich einfach wahrnehme, etwa auf einer Parkbank sitzend die Szene auf mich wirken lasse oder eine Torte mit Schlagobers verzehre oder ob ich unter äußerster körperlicher Anstrengung eine Identitätskrise überwinde, etwa einen Weltrekord aufstelle oder knapp dem Tod entrinne. - Andererseits gibt es die Kommunikation (=Beziehung) zwischen dem Bewußtsein und der Vorstellung. Auch hier kann sich das Bewußtsein, das wahrnehmende Ich, rein beobachtend verhalten, wie im Traum die Bilder (= Gefühle) vorbeiziehen lassen, ohne einzugreifen, und es kann Bilder festhalten und sie in die Außenwelt projizieren, transponieren, sie verwirklichen.
Die "Innenwelt"
und die "Außenwelt" sind zwei Bereiche des Ich, die obwohl
erfahrungsmäßig getrennt als die beiden Seiten der Realität, doch voneinander
abhängen. Die höchste Kommunikation ist die Identität der beiden, der höchste
ungehinderte Energiefluß, nämlich wenn Wille und Wirklichkeit identisch sind.
DEFINITION DES "ICH"
Nach unserer bisherigen Beschreibung ist das "Ich" eine Instanz, die sich als eine Einheit weiß, indem sie fühlt. "Ich" ist also vorerst ein Name für die Tatsache des Empfindens. Das Empfinden ist eine Eigenschaft eines dazugehörigen Apparats, d. h. es ist strukturiert, und damit hat es Interessen, Ziele, die es durch Identifikation erreicht. Der Körper ist der zu den Empfindungen gehörende sensorische Apparat, die konkretisierte Struktur des Selbst. Und dahinter steht eine (unbekannte) Kraft, ein Antrieb in Richtung auf Ausgleich der Unterschiede. Davor steht dieselbe Kraft in andersartiger Struktur. Das "Ich" ist gleichsam der virtuelle Oszillationspunkt des Vergleichs der unendlichen Vielfalt der Strukturen der Kraft, wie sie uns in Form der "Außenwelt" begegnet, mit der "Innenwelt", die die Projektion des Antriebs auf die Struktur der Außenwelt ist und im Bewußtsein, im Empfinden dieses Vergleichs sich als Einheit weiß.
So gesehen erscheint das
"Ich" als vollständig determiniert, wie jene Entitäten, die wir aus
der Physik kennen. Und doch gibt es eine Möglichkeit für das Ich, seine
Situation zu verbessern.
DIE HEILSTECIINIK
Das Ziel der Heilstechnik ist es, das "Ich" zu befähigen, seine Beziehungen zu erkennen, indem sie es lehrt, die Hindernisse seiner Wahrnehmung und der Wiedererkennung seines Ziels zu beseitigen, denn nur durch eine vollkommene Wahrnehmung kann das "Ich" seine Struktur zu höchster Vollendung führen. Nur auf diesem Weg, indem das "Ich" seine eigene Struktur wahrnimmt und daraus die Entsprechung bzw. Nichtentsprechung mit den Strukturen der Umwelt, gewinnt es Kontrolle; indem es die Gesetze befolgt, denen es unterworfen ist, verliert es seine Resentiments und erreicht die Selbstverwirklichung.
Die Heilswissenschaft kann Wissenschaft sein, weil die gattungsspezifischen Merkmale der menschlichen Struktur, die ihr Forschungsobjekt ist, eine Kommunikation ermöglicht. Und damit ermöglicht sie jedem Mitglied der Gattung, ihre Erkenntnisse für seine Probleme anzuwenden.
Die Heilswissenschaft erforscht die menschliche Form, die Einflüsse, die zu ihrer konkreten Gestalt geführt haben und die Ansatzpunkte, von denen aus dieser die ideale Erfüllung möglich wird. Es geht um die Kräfte, die diese Form erzeugen, die gebündelt das ausmachen, was wir "Ich" nennen und um die Frage der Rolle des "Ich" bei seiner Selbstverwirklichung, d.h. dabei, wie es der Kraft zum Durchbruch verhelfen und dadurch für sich selber die bestmögliche Daseinsweise erreichen kann, wie es seiner Rolle als Tor zwischen den Unendlichkeiten am besten gerecht werden kann.
Die Entfaltung der Fähigkeiten erfordert Kraft und die Heilswissenschaft untersucht die Faktoren, die diese Kraft fördern oder hemmen. Sie untersucht die Gesetze der menschlichen Selbstverwirklichung, d.h. der Identität jenes individuellen Selbst, dessen jeweiligen konkreten Energiezustand wir "Ich" nennen, mit seiner schönsten Erscheinungsform, der bewußten Energie.
Die Heilswissenschaft wird
uns eine Welterklärung bieten, die das Bewußtsein des "Ich" zu dieser
Identität führt, die die individuelle Entität motiviert, das Selbst
hervortreten zu lassen. Diese motivierende Welterklärung ist der ideologiefreie
Mythos.
DAS JUDENTUM
Das Judentum ist ein Beispiel eines derartigen seit über viertausend Jahren wirkenden Mythos.
Bis heute hat sich die hebräische Sprache lebendig erhalten, gemeinsam mit dem Bewußtsein der rassischen Gemeinsamkeit und dem ungeschwächten Glauben an einen Mythos, der dieses Volk schon aus Ägypten herausgeführt hat, trotz Verfolgungen, Gefangenschaften und Zerstreuung über alle Welt. Die positiven Erfahrungen der Juden mit ihrem Mythos sind bis heute so stark, daß Juden in aller Welt hervorragende Positionen einnehmen; aufgrund ihres durch ihren Mythos geprägten Verhaltens halten sie heute einen unerhört überdurchschnittlichen Anteil des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts und Kapitals der Welt. Es ist nicht eine jüdische Verschwörung und doch ist es eine.
Der Erfolg der Juden ist nicht ihre Schuld - wenn in dem Zusammenhang irgend jemand eine Schuld trifft, dann die, denen die Wirkkraft eines Mythos, wie des der Juden, fehlt. Es ist deren Unaufmerksamkeit, die den Juden überdurchschnittliche Chancen einräumt.
Im Grunde geht es beim
jüdischen Mythos um die Identität des unabänderlichen Selbst mit dem
persönlichen "Ich". Das bedeuten die Kurzformeln "Ich bin, der
ich bin" und "Ich habe einen Bund mit meinem Volk geschlossen, der
mich nicht reuen wird". "Ich bin der ich bin" offenbart sich
dabei in Vollendung als freier Wille, der reine Energie ist und auf seinem Weg
- der Befreiung des Selbst aus seiner konkreten unvollkommenen Form im
"Ich" — verschiedene Stufen des Heldentums, d.h. des unbedingten
Glaubens, beinhaltet. Durch seine vorbildhaften Beispiele von Jakob bis Elia
bewirkt der jüdische Mythos eine Veränderung des individuellen Lebens der
Glaubensgenossen und erweist sich damit als eine wirksame Methode, die
persönliche Kraft zu vermehren mit dem Ziel der Verwirklichung des Selbst, d.h.
der Erscheinung des Menschen als Energie, d.h. der Erscheinung der
"Herrlichkeit Gottes" in menschlicher Gestalt.
DAS CHRISTENTUM
Das Christentum hat in
seinen Anfängen diesen Mythos vom Judentum übernommen und ihn in Jesus zur
Vollendung gebracht gesehen. Doch sowohl Juden als auch Christen sind heute in
ihrer Mehrheit durch die große zeitliche Entfernung vom verwirklichten Mythos
von diesem entfremdet.
DIE SELBSTVERWIRKLICHUNG (=IDENTITAT)
Die Welt ist wie ein Ball, aus dem die verschiedensten Gebilde wachsen, die als Sensoren einander über eine Distanz hinweg wahrnehmen, obwohl sie auch durch den Ball, dessen Ausbuchtungen sie sind, direkt miteinander verbunden sind. Diese Wahrnehmungsinstrumente müßten nun schon sehr behindert sein, wenn sie einander nicht als dasselbe erkennen würden über alle Distanz hinweg.
Aber tatsächlich haben viele Menschen diese Erkenntnis verloren, daß das Rind, das sie essen, das Eisen, das sie schmieden, die Mücke, die sie sticht, die Pflanze, die sie zertreten oder der Ozean auf der anderen Seite der Welt dasselbe sind wie sie: Ausbuchtungen des Energieballs Kosmos.
Vollkommen sind die, in denen sich die Energie unverhüllt offenbaren kann, weil sie ihre eigene Lage völlig klar erkannt haben und weil sie die Energie aus sich herauslassen, sich ihr anpassen, indem sie ihr "Ich" formen, bis es seine vorgegebene Struktur verliert, d.h. jede Form annehmen kann, sich jeder Form anpassen kann, wie es die Energie selber tut.
Aber wie könnte ein Mensch
aus seiner konkreten Form ausbrechen? Indem er mehr und mehr lernt, sich
anzupassen, erreicht er mehr und mehr, was er will. - Das ist der Grund, warum
sich der Papst "Diener der Diener Gottes" nennt. - Die, denen wir dienen,
sind unsere Verbündeten (und sie gehen in unsere Kalebasse — wie Don Juan, der
indianische Zauberer sagte), sie stehen zu unserer Verfügung, wie beängstigende
Mächte sie auch sein mögen, ob Volksmassen oder andere Energien. Wenn wir uns
am Ende der ganzen Welt anpassen, ihr "dienen" und sie lieben, werden
wir keine Kleinigkeit als zu klein für unsere Aufmerksamkeit erachten und daher
werden wir genau die optimale Position, die wir in der Welt unserem momentanen
Wissens- und Fähigkeitsstand gemäß einnehmen können, einnehmen, und die könnte
in einem fortgeschrittenen Stadium bereits außerhalb des Wahrnehmungsbereiches
des westlich zivilisierten Normalbürgers liegen.