die Wiederkehr des Ego
und seine erneute Zerstörung
43... 20, 1-6: Das Tausendjährige
Reich
(1) Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der den Schlüssel des Abgrunds in seiner Hand hielt und eine große Kette.
(2) Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, der der Teufel und der Satan ist, und er band ihn für tausend Jahre, (3) und er warf ihn in den Abgrund, und er schloß zu, und er versiegelte den Deckel über ihm, damit er die Völker nicht mehr irreführe, bis die tausend Jahre vollendet wären. Danach muß er für eine kurze Zeit gelöst werden.
(4) Und ich sah Throne, und sie setzten sich auf sie, und das Gericht wurde ihnen gegeben, und die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wortes Gottes enthauptet worden sind, und die das Tier nicht verehrten, noch sein Bild, und die das Prägezeichen auf die Stirn und auf ihre Hand nicht empfingen. Und sie lebten und sie herrschten mit dem Christus tausend Jahre lang. (5) Die übrigen Toten lebten nicht bis die tausend Jahre vollendet waren. Das ist die erste Auferstehung.
(6) Selig und heilig, der an der ersten Auferstehung
teilhat. Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden
Priester Gottes und des Christus sein, und sie werden mit ihm herrschen
tausend Jahre lang.
Das Tier und sein Prophet sind nicht mehr; nur noch der Drache ist übrig. Und den ergreift nun ein anderer Engel, der aus dem Himmel herabsteigt.
Der Engel hat den Schlüssel zum Abgrund. Und dieser Abgrund ist in uns und er ist überall. Es ist die die äußerste Entfernung von Gott, die völlige Getrenntheit, die es natürlich nicht geben kann, die wir aber doch erleben können. In dem Maß, in dem wir unser Bewußtsein aus seiner Verbundenheit mit Gott lösen, schließen wir uns dem Drachen an. Der Drache respäsentiert die Kraft, die wir aus uns selbst zu haben meinen. Solange wir diese Kraft erfolgreich einsetzen können, spüren wir nichts von der Trennung. Aber in dem Augenblick, in dem diese Kraft versagt, trifft uns ihr Schmerz mit voller Wucht. Das ist das Gericht. Und die Kraft des Gerichts läßt uns den Drachen nun dort sehen, wo er immer schon ist, in der Entfernung von Gott, "im Abgrund". Der Engel, der den Drachen fängt und im Abgrund ankettet, ist also der Schmerz über unsere Getrenntheit von Gott. Dieser Schmerz öffnet uns die Augen für die Wirklichkeit und dadurch verliert der Drache seine Kraft, uns zu verführen - "tausend Jahre" lang. (1f.)
Nach dieser langen Zeit muß die Wahrheit nocheinmal ausgetestet werden und dazu wird dem Drachen seine Verführungskraft für kurze Zeit zurückgegeben, damit sich schließlich endgültig herausstellen kann, daß die Unabhängigkeit eine Illusion ist. (3)
Und jetzt erscheinen wieder die himmlischen Throne. Und die diesen Verwandlungsprozeß durchgemacht haben, setzen sich auf sie und ihnen wird das Gericht übergeben - so wie es Jesus seinen Schülern angekündigt hatte: "Ihr aber seid die, die mit mir durchgehalten haben in meinen Versuchungen. Und so wie der Vater es mir übergab, übergebe ich euch ein Königtum, damit ihr in meinem Königtum an meinem Tisch eßt und trinkt. Und ihr werdet auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten." (Lk 22, 28-30). (4)
Die diesen Verwandlungsprozeß durchgemacht haben, verstehen jetzt das menschliche Leben. Sie sind auch imstande, andere zu führen und sie neu auszurichten auf den richtigen Weg. Daher sind sie die Richter. Und diejenigen, die getötet wurden, weil sie dem Zeugnis Jesu treu bleiben wollten, sind mit dabei und alle die das Prägezeichen des Tieres nicht empfingen. Sie alle leben und herrschen "mit dem Christus", mit dem Erlöser, "tausend Jahre", also bis die Zeit vollendet ist. Sie leben, obwohl sie gestorben sind, weil sie schon zu ihren Lebzeiten eingetreten sind in die ewige Gegenwart. Indem sie eins geworden sind mit dem "Menschensohn" in ihnen, haben sie "die erste Auferstehung" erfahren, die Auferstehung zu Lebzeiten. (4f.)
Die übrigen der Toten leben während der Zeit, in der der Drache gefangen liegt, nicht. Sie waren schon tot, bevor sie gestorben sind. Und weil sie von einer Verbindung zur Quelle des Lebens nichts wissen wollten, hat die erste Auferstehung sie nicht berührt. (5)
Glücklich und heilig aber sind die, die an der ersten Auferstehung teilhaben, denn sie haben bewußt Anteil am ewigen Leben. Alles, was sie tun, ist eine heilige Handlung, denn es kommt nicht aus ihrem Eigenwillen, sondern aus dem Willen Gottes und aus dem Willen ihres eigenen Wesens, und das ist der "Christus". Weil sie mit ihm übereinstimmen, sind sie "Priester Gottes und des Erlösers". Und weil sie schon im Ewigen sind, brauchen sie "den zweiten Tod" nicht fürchten, vielmehr werden sie mit dem Erlöser herrschen "tausend Jahre", also bis die Zeit vollendet ist.
Der zweite Tod ist der Tod im Ewigen. Er wartet
auf die, die sich zeitlebens gegen die Verbindung mit dem Ewigen gesperrt
haben, die ihr eigenes Wesen verleugnet haben und die sich dem Tier verschrieben
haben in seinem Kampf gegen das Lamm. (6)
44... 20, 7-10: Der endgültige
Sieg über den Satan
(7) Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis gelöst werden, (8) und er wird ausgehen, um die Völker in den vier Ecken der Erde irrezuführen, den Gog und den Magog, und sie zum Krieg zusammenzuführen, die so zahlreich sind wie des Sand des Meeres.
(9) Und auf der ganzen Breite der Erde stiegen sie herauf und sie umringten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Doch Feuer fiel aus dem Himmel herab und es fraß sie auf (2 Kön 1, 10.12).
(10) Und der Teufel, der sie irreführte,
wurde in den See des Feuers und Schwefels geworfen, wo auch das Tier und
der Lügenprophet sind, und sie werden gequält Tag und Nacht in
die Äonen der Äonen.
Wenn die Zeit vollendet ist, wird der Satan losgebunden und er kann die Menschen erneut verführen. Während vorhin das Tier die Könige der Erde zum Kampf gegen den Reiter des weißen Pferdes versammelte, führt nun die alte Schlange die Völker zusammen zum Krieg. Und, so zahlreich wie der Sand am Meer, umringen sie das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Doch genauso wie vorhin haben sie keine Chance. (7-9)
Es klingt als handle es sich um zwei Ereignisse, aber es sind nicht zwei Ereignisse, es ist beidemale die stets gegenwärtige Versuchung zur Abspaltung, die nur zeitweilig ausgesetzt bleiben kann, die irgendwann aber sicher wiederkehrt, um von neuem mit dem Kampf gegen das Eine und die, die eins mit ihm sind (die Heiligen) zu beginnen. So ist im Alten Testament Gideon nach langem Einssein vom Weg abgewichen und ebenso Salomo. Und zuvor waren die Israeliten in Ägypten abgewichen und Sklaven geworden und im Gelobten Land sind sie erneut abgewichen und in die Babylonische Gefangenschaft geraten. Und schon am Anfang ist Eva abgewichen und aus dem Paradies verstoßen worden und dann hat sich Kain abgesondert usw. usw..
Indianer erzählen, es habe Zeiten gegeben, wo ein ganzer Stamm eins war, wo keiner separat und für sich lebte, sondern wo alle nur füreinander da waren. In diesen Zeiten hätte es keinerlei Krankheiten gegeben. Selbst wenn einige wenige aus der Gemeinschaft ausgeschert wären, hätte die Gemeinschaft doch ihre Kraft erhalten können. Wenn jedoch die Zahl derer, die für sich sein wollten, eine gewisse immer noch kleine Zahl überschritt, war der ganze Stamm in Gefahr. Dann begann der Prozeß des Abbröckelns der Einheit, der Zersplitterung und der Verwundbarkeit. Und unsere Geschichte beschreibt genau das gleiche: Die "tausendjährige" Fesselung des Satans geht irgendwann zuende, immer wieder. (7)
Immer wieder sind daher die Anhänger des Satans heraufgestiegen, um das Lager der Heiligen zu erstürmen. Immer wieder aber ist der Geist, der sie führte, genau in dem Moment, in dem sie zum vernichtenden Schlag ausholten, gefangen oder, was seine Macht über die Heiligen betrifft, sogar vernichtet worden. Und auch jetzt wird er in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo er mit dem Tier und seinem Propheten gequält wird von einem Zeitalter zum nächsten. (9f.)
Immer schon schmort der Satan in der Hölle, auch während er heraufsteigt aus dem Abgrund und seine Verführungskünste walten läßt, auch während er "das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt" belagert. Und immer schon fällt Feuer aus dem Himmel und immer schon frißt es ihn auf, wie es damals Sodom und Gomorrha aufgefressen hat. Das Feuer ist immer da; es ist ja der Widerspruch, in dem der Satan und seine Anhänger seit je her stehen. Tag und Nacht werden sie gequält, immer schon. Auch wenn ihnen ihr Schmerz gar nicht zum Bewußtsein kommt, auch wenn sie gerade in irgendeiner Lust schwelgen. Und der stets gegenwärtige Schmerz macht sie immer gieriger nach Lust und der Widerspruch zur Wahrheit vertieft sich und das macht immer mehr Schmerz, bis der Schmerz sich nicht mehr verleugnen läßt und bis daher die Entscheidung fällt entweder zur Umkehr oder zum ewigen Trotz. (9f.)
Im Fall der Umkehr ist es nur der Satan, der brennt,
also nur die Spreu, die von jetzt ihnen abfällt. Wenn sie aber die
Spreu nicht loslassen, sondern sich mit ihr identifizieren, so sind in
ihrem eigenen Verständnis "sie selbst" es, die brennen und nichts
kann die Flammen löschen. (10)
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Zur Vorbemerkung
Zum Beginn des Kommentars: Der Mensch, der sehen
kann, was es mit dem menschlichen Leben auf sich hat (1-6)
Zu den Adressaten des Sehers:
Die Menschen, an die er sich wenden kann, bei
denen eine Aussicht besteht, daß sie seine Botschaft hören (7-13)
Zu: Gewisse Menschen haben eine vollkommene Einsicht
in das Wesen des Lebens (14)
Zu: Die meisten Menschen begreifen das Leben nicht;
sie finden nur falsche Antworten (15)
Zu: Die ersten sechs Geheimnisse des Lebens (16)
Zu: Die Besiegelung derer, die sich besinnen (17-18)
Zu: Das siebte Siegel: Zunächst Stille, die
Ruhe vor dem Sturm (19)
Zu: Sie ersten sechs "Trompeten" (Warnrufe) (20-22)
Zu: Himmlische Botschaften werden an die gepeinigte
Menschheit gesandt (23-25)
Zu: Die siebte Trompete: Gottes Herrschaft ist wiederhergestellt
(26)
Zu: Die Frau und der Drache (27-29)
Zu: Die spektakulären, aber illusionären
Phänomene des Ego verführen die meisten (30-32)
Zu: Die Wahrheit zeigt sich (33-42)
Zu: Angesichts des Todes zeigt sich die Wirklichkeit
(45)
Zu: Das Leben nach der Vernichtung des Ego (46-48)
Zu: Das eben Beschriebene wird in Kürze geschehen
(49)
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